Fachkräftemangel und Kostendruck sind der Grund für die Unzufriedenheit und mangelnde Versorgung von Patienten im Krankenhaus. Digitalisierung und Robotik werden viele wichtige Funktionen im Krankenhaus übernehmen, um die medizinische Versorgung, aber auch die Patientenpflege sowohl kostenmäßig zu entlasten, als auch die Leistungen selbst deutlich zu verbessern. ...
In der Krankenhauspflege fehlt Zeit.
Wir wissen alle, dass heute die gute und ausreichende Pflege in einem Krankenhaus davon abhängt, ob ausreichend Personal zur Verfügung steht. Leider ist dies oftmals nicht der Fall. Nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung (Pflege 2030) werden im Jahre 2030 alleine in Deutschland fast 500.000 Vollzeit-Pflegekräfte fehlen. Im selben Zeitraum wird sich die Zahl der Pflegebedürftigen bei einer deutlichen Abnahme der Pflegekräfte verdoppeln. Fachkräftemangel, demographischer Wandel und Kostendruck sind die Ursache für die mangelnde Versorgung der Patienten. Ohne Pflege ist der Heilungsprozess gerade bei pflegebedürftigen Kranken und bei älteren Menschen trotz aller Bemühungen der wenigen Pflegekräfte ernsthaft gefährdet. Angst davor, sich in ein Krankenhaus oder ein Pflegeheim zu begeben - die eigentlich dem Patienten bzw. dem Kunden helfen sollen - ist die Folge!
Der Patient ist heute kein König.
Wir sprechen oft über die Dienstleistungskultur, die aber bei der Krankenpflege bereits an der Eingangstür verloren geht, vor allem, weil geeignetes und ausreichendes Personal fehlt. „König Kunde“ ist angesichts von langen Wartezeiten, geringer Betreuung und mangelnder Beratung und Unterstützung einfach nur selten vorhanden. Sollten nicht die Gesundheit, unser Leben und vor allem auch die Menschenwürde uns mehr wert sein?
Alternativen für fehlendes Personal sind notwendig.
Da die Ursachen für Personal- und Ausbildungsmangel nicht so schnell und einfach zu beheben sind, müssen dringend Alternativen für die Pflege gesucht und gefunden werden, die am besten auch noch den Kriterien der Wirtschaftlichkeit entsprechen.
Der Versuch, notwendiges Personal durch Umschulung aus anderen Berufen im Schnelldurchgang auszubilden, ist keine echte Lösung im Hinblick auf die Zukunft. Es werden nur kurzfristig Löcher gestopft - eine langfristige und nachhaltige Lösung im Pflegebereich wird dadurch nicht erreicht.
Das vorhandene Pflegepersonal muss richtig eingesetzt werden.
Die Lösung der Zukunft kann nur lauten, das vorhandene Pflegepersonal dort gezielt einzusetzen, wo der persönliche und emotionale Mehrwert am höchsten ist. Fragt man das betroffene Pflegepersonal selbst, was Ihnen am meisten fehlt, lautet die Antwort sehr schnell: „Zeit für den Patienten!“ Man habe den Beruf gewählt, um zu helfen, um Menschen auf ihren unterschiedlichen Wegen in der Pflege nahe zu sein und fühlt sich heute von der Bürokratie und vielen logistischen Wegen aufgefressen.
Jede Lösung muss daher dahin führen, dass sich das Pflegepersonal wieder vollumfänglich auf die Patienten konzentrieren kann.
Robotik in der Medizin
In der ärztlichen und medizinischen Hilfe werden viele Schritte durch Digitalisierung, künstliche Intelligenz (KI) und Robotik unterstützt, ja sogar abgelöst werden. Diagnose, Untersuchungen und Operationen mittels IT/ Robotik gibt es bereits heute. In vielen Bereichen werden entsprechende Technologien aufgrund der höheren Sicherheit den Menschen ablösen. Der Operateur arbeitet bei der OP mit Steuerungseinheiten, die die Robotik lenkt. Eine Operation mit Robotik ist schonender für den Patienten, da Robotik nicht zittert, kleinere OP-Schnitte benötigt und sich der Patient durch größere Effizienz schneller vom Eingriff erholen kann. Selbst komplizierte Operationen werden mit Hilfe von Robotern wie z.B. dem Da-Vinci-OP-System, von dem es mittlerweile über 4.000 Exemplare weltweit gibt, sehr erfolgreich durchgeführt. Der Arzt, der heute Spezialist auf seinem Wissensgebiet ist, wird dies auch bleiben, wird aber sein Wissen und seine Erfahrung mit Hilfe von moderner Medizintechnik noch wesentlich stärker zugunsten der Patienten multiplizieren können.
Digitalisierung und Robotik im Pflegealltag
Im Pflegebereich werden durch Digitalisierung und Robotik all die Arbeiten übernommen werden, die keinen direkten Kontakt zum Kunden bzw. Patienten zwingend benötigen. Körperliche und psychische Belastungen des Pflegepersonals können mit Hilfe von Servicerobotern deutlich minimiert werden und tragen zur besseren körperlichen Verfassung des Pflegepersonals bei - und damit auch zu deutlich geringeren Fehltagen im Vergleich zu den heutigen Belastungen.
Bestellvorgänge z.B. von Arzneiprodukten werden über Voicecall erfasst und im Hintergrund organisiert, Beobachtung von Patienten erfolgt durch zuverlässige Optik, die jede Auffälligkeit des Patienten erfasst und bei Bedarf zur Hilfe meldet. Hol- und Bringdienste werden durch Robotik übernommen und in einem zuverlässigen 24/7 Dienst erbracht. Nicht mehr die Zeit des Pflegepersonals entscheidet, wann der Patient sein Essen oder seine Medizin bekommt, sondern der gewohnte Rhythmus des Patienten und die tatsächliche Notwendigkeit – Der Kunde ist wieder König!
Die Unterstützung des Pflegepersonals in der Nachtschicht, sowie die Unterstützung bei der Aktivierung der Patienten sind weitere Beispiele für die fast unbegrenzten Möglichkeiten des Einsatzes von Robotik. Krankenpflegeroboter, wie der inzwischen sehr bekannte „Henry“ aus dem Wiener Haus der Barmherzigkeit, plaudern mit Patienten, informieren sie über Wetter, Essen, sowie die alltäglichen Dinge und leiten sogar Motivationsgruppen.
Robotik in der Krankenhauslogistik
Digitalisierte Leitsysteme für selbstständige Patienten, automatisierte selbstfahrende Rollstühle und Liegen und teilautonome Funktionslifte bringen den Patienten rechtzeitig und vor allem auch zielsicher zu den nächsten Untersuchungsbereichen. Für Patienten und Pflegepersonal unangenehme Wartezeiten werden reduziert und die Einsatzzeiten medizinischer Geräte optimiert.
Selbst beim Wäschewechsel, der sehr zeitintensiv ist, wird die Robotik die Führung übernehmen. Es ist davon auszugehen, dass mittelfristig in Hotels die Zimmerpflege, bzw. das Hauspersonal durch Roboter abgelöst werden, die 24 Stunden an 7 Tagen die Woche die gleiche, zuverlässige Arbeit erbringen. In Krankenhäusern und Kliniken wird dies ebenfalls die Regel werden. Außerdem kann Robotik hier schwere Arbeiten erledigen, indem sie Patienten aus ihren Betten hebt und zur Toilette hin und zurück transportiert.
Abbau der Bürokratie durch Digitalisierung
Bürokratie kann durch Digitalisierung und künstliche Intelligenz erleichtert und in den Hintergrund verbannt werden. Es ist erschreckend, wie viel Zeit heute das Pflegepersonal durch Bürokratie zu Lasten der Patienten verliert. Intelligente Programme und Kommunikationsmittel werden diese Aufgaben künftig übernehmen.
Werden die Patienten Robotik akzeptieren?
Kein Patient muss befürchten, dass er seine Schmerzen und Sorgen nur einem Roboter anvertrauen kann! Der Patient wird sich aber nicht mehr allein gelassen fühlen, da er merkt, dass er durch den Einsatz der kognitiven Systeme begleitet wird und das vorhandene Pflegepersonal ihm wirklich für originäre Pflegeleistungen zur Verfügung steht. Erste Erfahrungen zeigen, dass gerade ältere Patienten oder Pflegebedürftige den Einsatz der Pflegeroboter schätzen, da diese mit ihnen in Interaktion sind und die eigene geistige und körperliche Mobilität fördern.
Ein sofortiger Einsatz von Robotik ist unbedingt zu empfehlen.
Wann erwartet uns diese positive Entwicklung für den Pflegebereich - oder wird dieser bereits durch das Dauerthema Kosten zerstört? Technisch ist vieles bereits machbar und es empfiehlt sich, das Machbare auch schnellstens umzusetzen - und zwar genau aufgrund des Kostenarguments. Kalkulationen beweisen, dass selbst kleinere, medizinische Einheiten durch den Einsatz von Robotik wirtschaftlich tragbar sind bzw. werden. Erstinvestitionen amortisieren sich kurzfristig, da Robotik keine Arbeitszeit kennt. Auch die Befürchtung, dass Personal oder Patienten den Einsatz von Robotik in der Pflege ablehnen, ist unbegründet, da beide Seiten den Mehrwert für sich sehr schnell erkennen werden. Bedenken hinsichtlich des „gläsernen Patienten“, von dem alle Daten in den Systemen erfasst und bekannt sind, lassen sich durch geeignete Datenschutzmaßnahmen ausräumen. Zumal mit Hilfe der modernen digitalen Pflegesysteme dann die notwendigen Daten dort sind, wo sie Hilfe bringen und keinem Dritten zugänglich werden.
Denken wir heute in die Zukunft und versuchen diese bereits für morgen zu organisieren!
Der Autor ist Geschäftsführer der Zukunftsberatung GoFuture XP GmbH und war 15 Jahre bei einem Dienstleistungsunternehmen für Krankenhäuser tätig.
GoFuture XP GmbH berät Krankenhäuser auf deren zukünftige Ausrichtung.